Wenn die Konsequenz zur Ursache wird
- Dominik Bigler
- 7. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Manchmal scheint Entwicklung einfach zu stocken. Im Beruf genauso wie im Privaten. Wir suchen nach Gründen: Die Teamkonstellation sei schwierig, das Budget zu knapp oder die Strukturen zu starr. Auch im persönlichen Alltag finden wir schnell Begründungen. „Ich habe gerade keine Zeit“ ist ein Klassiker, genauso wie „Das Leben lässt es im Moment einfach nicht zu.“
Dieses Bedürfnis, Ursachen für unser Handeln oder Nichthandeln zu finden, ist menschlich. Doch oft verwechseln wir Ursache und Konsequenz. Wir halten das Ergebnis für den Auslöser und drehen damit die Logik um. Dies ist oft entlastend und einfach, jedoch nicht zielführend.
Ein einfaches Beispiel:Du willst endlich wieder ein Buch lesen. Die ersten 30 Seiten verschlingst du begeistert. Dann bleibt das Buch liegen. Du erklärst dir das mit „keine Zeit“. Doch „keine Zeit“ ist keine Ursache – sie ist die Folge davon, dass du andere Prioritäten setzt. Du nimmst dir keine Zeit, weil anderes wichtiger erscheint.
Dasselbe Muster zeigt sich im Berufsleben. Wenn wir mangelnde Ressourcen als Ursache für Schwierigkeiten nennen, greifen wir zu kurz. Ressourcenknappheit ist selten der Ausgangspunkt eines Problems. Es ist das Ergebnis von Entscheidungen. Vielleicht ist das Angebot zu breit, die Strategie unklar oder der Fokus verloren gegangen. Ressourcenmangel ist damit Konsequenz, nicht die Ursache.
Jean de La Bruyère hält fest: „Zwischen gutem Verstand und gutem Geschmack besteht derselbe Unterschied wie zwischen Ursache und Wirkung.“Verstand liefert die Saat, doch die Blüte der Wirkung wächst nicht automatisch. Ursache und Wirkung sind verbunden, aber nicht identisch – man muss beide bewusst betrachten. Die Kenntnis der Ursache garantiert jedoch auch noch keine passende Wirkung/Konsequenz. Ursache und Wirkung sind wie zwei Partner in einem Tanz: beide müssen im Blick bleiben, sonst stolpert man.
Wie also entkommen wir dieser Verwechslung?
Indem wir Verantwortung übernehmen. Und hier trifft Molière den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ Verantwortung bedeutet, dorthin zu schauen, wo die eigentlichen Ursachen liegen – und sie aktiv zu verändern. Solange wir das bisherige Paradigma beibehalten, drehen wir uns weiter im Kreis und können keine wirklichen Entwicklungen herbeiführen.
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